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Kapitel:
1.
In
ecclesia trybethowe. Die Anfänge
2. Die
Entstehung der St. Petri - Kirche
3. Der Turm
und die Glocken
4. Das
19. Jahrhundert und die Orgel
6.
In ecclesia trybethowe. Heute |
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1. In ecclesia trybethowe. Die Anfänge
„... in ecclesia trybethowe ..."
Dieser Eintrag in der Überlieferung ist der älteste
Hinweis auf die Existenz einer christlichen Gemeinde in
unserer Geschichte.
Der
Pommernfürst Kasimir I. unterzeichnete am 13. November
1175 eine Schenkungsurkunde „ in der (christlichen)
Gemeinde zu Treptow".
Zeugnisse aus dieser Anfangszeit des Christentums bei
uns sind heute kaum noch vorhanden. Einzig erhalten
geblieben ist der alte Taufstein aus Granit, der sich in
einer Seitenkapelle der heutigen St. Petri - Kirche
befindet und der auf den Anfang des 13. Jahrhunderts
datiert wird. Seiner Entstehung und seinem Gebrauch
voraus ging die Mission durch den damaligen Bischof
Otto von Bamberg (abgebildet neben P. Gerhardt,
Luther, Bugenhagen und Melanchthon an der Kanzel).
Im Jahre 1128 bereits taufte er im Ergebnis seiner
Missionsarbeit den Pommernfürsten Wartislaw I. auf
dessen Schloss nahe der Stadt Usedom auf der
gleichnamigen Insel. Neben diesem wurden auch Ratsherren
der verschiedenen Gemeinden getauft, darunter auch
welche aus Treptow. Heute erinnert an diesen Anfang des
chritlichen Lebens in Pommern eine Stele, die an der
Stelle errichtet wurde, wo das Schloss Wartislaws stand.
Wartislaw selbst musste mit seinem Leben für sein
Bekenntnis zum Christentum bezahlen, er wurde nahe
Anklam meuchlings ermordet.
Der
Taufstein erinnert in seiner Gestalt an die Form des
Römers und stellt damit einen beabsichtigten
Zusammenhang zum Abendmahl her. „Christi Blut für uns
vergossen", so meinte das Untertauchen im Wasser bei der
Taufe ein Mitsterben mit Christus, das Auftauchen aus
dem Wasser das
Mit-Auferstehen eines neuen Menschen. Klassischer
biblischer Text dafür ist Römer 6.
Der Taufstein hatte seinen ursprünglichen Ort im
Eingangsbereich der Kirche. Mit der Taufe begann das
neue Leben eines Christenmenschen und nur ein Getaufter
sollte Eingang in die Kirche finden, deshalb der
Taufstein an dieser Stelle. Mit Neubau und Umbau der
Kirche hat sich dessen Platz immer mal wieder geändert,
zwischenzeitlich diente er gar als Blumenschale in einem
Garten. Seinen jetzigen Platz in der Seitenkapelle fand
er nach dem Krieg. Heute werden keine Taufen mehr in ihm
vorgenommen, der Marmortaufstein im Altarraum aus dem
letzten Jahrhundert hat ihn abgelöst. |
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2.
Die Entstehung der St. Petri - Kirche
Die St. Petri - Kirche in ihrer gotischen
Backsteinbauweise, wie wir sie heute sehen, entstand im
13., 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts. In der Zeit
davor (12./Anfang 13. Jahrhundert) stand an ihrer Stelle
ein einfacherer Bau vermutlich aus Holz, jedoch auf
einem sehr soliden Feldsteinfundament. Noch heute stößt
man bei Grabungen auf dem Kirchplatz auf ungezählte
Feldsteine verschiedener Größe. In früheren Zeiten hieß
der Ort, wo die Kirche steht, Burgberg. Diese
Bezeichnung wie die vielen Steine legen nahe, dass schon
die „Vorgängerkirche" auf den Resten einer Burg
errichtet wurde. Im Zuge der Völkerwanderung besiedelten
die Slawen weite Teile unseres Landes; sie werden sich
hier eine Burg gebaut haben.
Als ein reges Handelsstädtchen blühte Treptow im
Mittelalter auf. Die „Vorgängerkirche" wurde abgerissen
und mit dem Backsteinbau - wie in anderen Städten der
damaligen Zeit - begonnen. Die Ausmaße der Kirche im 13.
/14. Jahrhundert waren zunächst noch nicht so groß, wie
deren heutige. Sowohl an der Außenhaut wie im Inneren
der Kirche lassen sich ihre ursprünglichen Maße gut
erkennen. Die Ostwand befand sich auf der Höhe, wo heute
die Kanzel ist, dass heißt den gesamten Altarraum gab es
zunächst noch nicht. Die Säule, an der die Kanzel sich
befindet und die Säule der Kanzel gegenüber sind breiter
als alle anderen - hier wurde angebaut. Das Gewölbe im
Kirchenschiff ist ein Kreuzrippengewölbe, das über dem
Altarraum ein Sternrippengewölbe - auch hier der Absatz
deutlich sichtbar. Der Gemeinde ging es im 14./15.
Jahrhundert wirtschaftlich so gut, dass sie sich eine
Erweiterung der Kirche leisten konnte. In den Annalen
der Kirchengeschichte ist der Raub der vasa sacra (der
Abendmahlsgeräte) durch den Herzog von Pommern im Jahre
1355 überliefert. Kostbare Kelche und Hostiendosen waren
ein Indiz für den Wohlstand einer Gemeinde. Natürlich
wurde eine Kirche zur Ehre Gottes errichtet, und das
konnte nicht groß und herrlich genug sein, aber ein
solcher Bau diente auch immer der eigenen Reputation. So
wurde neben dem Altarraum Anfang des 15. Jahrhunderts
auch der Kaufmannschor - an der Südseite des
Altarumgangs - angebaut. Dieser Seitenchor ist nur über
eine kleine Wendeltreppe von außen zu erreichen. Er
diente den Kaufleuten dazu, am Gottesdienst
teilzunehmen, ohne dabei die Gemeinde zu stören. Kamen
die Kaufleute doch nicht selten etwas zu spät, brachen
vorzeitig wieder auf, um Geschäfte zu machen, kurz um:
Es entstand häufig Unruhe. Für sie entstand schließlich
dieser Chor, und sie konnten kommen und gehen, wie sie
wollten. In dieser Gestalt ist die Kirche erhalten
geblieben bis in unsere Tage. Das ist keine
Selbstverständlichkeit und deshalb Grund zur
Dankbarkeit, denn nicht selten wurden im Laufe der
Geschichte Kirchen zweckentfremdet. |
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3.
Der Turm und die Glocken
Lediglich der Turm hat heute nicht mehr seine
ursprüngliche Form. Wind und Wetter führten zweimal
dazu, dass die Spitze beziehungsweise der Helm
heruntergeweht wurde oder der Blitz einschlug.
Ursprünglich war der Turm über 90 m hoch und hatte einen
spitzen Helm in der Mitte sowie vier kleine
Türmchen auf den Ecken. Diese Gestalt und Höhe passten
wesentlich besser zu der in die Höhe strebenden
gotischen Bauweise. Im 18. Jahrhundert blies ein starker
Wind den damals schon nicht mehr originalen Helm
herunter, so dass er auch das Dach beschädigte. Über
einige Jahre blieb der Turm offen, Wind und Regen
setzten den Glocken wie dem Glockengestühl ungehindert
zu, bis im Jahre 1770 der jetzige Helm aufgesetzt wurde.
Heute hat der Turm eine Höhe von 65 m. Von der oberen
Aussichtsplattform hat man einen herrlichen Blick über
das Tollensetal. Die drei Glocken sind die Stimme der
Kirche, ihr Ruf hat im gesamten norddeutschen Raum einen
einzigartigen Klang.
Die größte Glocke ist gleichzeitig die älteste: Sie
stammt aus der Werkstatt Rickert de Monkehagen; wurde im
Jahre 1431 gegossen und hat ein Gewicht von etwas mehr
als 4 Tonnen. Die mittlere Glocke wiegt 2,5 Tonnen und
wurde im Jahre 1455 ebenfalls von de Monkehagen
gegossen. Dass diese beiden wertvollen Glocken nicht dem
Kriegswahn des letzten Jahrhunderts zum Opfer fielen,
verdanken wir einzig und allein ihrem Alter. Die kleine
sogenannte Tagesglocke ist ein Neuguss der
ursprünglichen de Monkehagen-Glocke; sie musste aufgrund
eines Risses eingeschmolzen und neu gegossen werden.
Ihr Gewicht beträgt 770 kg.
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4.
Das 19. Jahrhundert und die Orgel
Einer gründlichen Sanierung wurde das Innere der Kirche
in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts unterzogen.
Baumeister und Architekt war dabei kein geringerer als
der Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler.
Das gesamte Innere der Kirche trägt heute seine
Handschrift. Er entwarf das Gestühl, die Kanzel, setzte
den Marmortaufstein auf seinen Platz im Altarraum und
verputzte die Wände und die Säulen der Kirche. Zwei
baufällige Seitenemporen an der Südwand hat er dabei
entfernt. Sein Ziel ist gewesen, eine große
Harmonisierung in das Innere der Kirche zu tragen. Die
aufgemalten Steine und Muster sind so regelmäßig, wie
sie sich im Original niemals ergeben würden. Große
Ähnlichkeiten zum Beispiel mit der St. Bartholomäi -
Kirche in Demmin oder der Kirche in Barth rühren daher,
dass Stüler auch in diesen Kirchen tätig gewesen ist.
Die
Orgel wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von dem
Orgelbaumeister Buchholz aus Berlin gebaut. Am 25.
Oktober 1812 wurde sie feierlich eingeweiht. Im Zuge der
Renovierung des Kirchinneren von 1863 - 1865 wurde sie
im größeren Stil vom dem Orgelbaumeister Barnim v.
Grüneberg aus Stettin umgebaut. Die Blasebälge
wurden in den Turm verlegt, 23 Register wurden auf 31
erweitert und klanglich verbessert, die Pfeifen des
Oberwerks wurden in einen Schwellkasten gesetzt, die
Orgel erhielt ihr neugotisches Gehäuse. Am 28. März 1865
weihte Generalsuperintendent Dr. Jaspis Kirche und Orgel
in einem Festgottesdienst ein. Im Jahre 1928 bekam die
Orgel ein elektrisches Gebläse, 1930 und 1932 durch
Umbau ein neues Register. Auch diese Arbeiten wurden von
Grüneberg vorgenommen.
Im Jahre 1962 unternahm Orgelbaufirma Eule/Bautzen
einen erneuten Registerumbau sowie eine umfassende
Generalsanierung.
Im Sommer 2001 begannen Restaurierungsarbeiten durch
Orgelwerkstatt Christian Scheffler aus
Sieversdorf bei Frankfurt / Oder mit dem Ziel einer
behutsamen Wiederherstellung des klanglichen Zustandes
von 1865.
Die Festliche Wiedereinweihung der Orgel war am Sonntag,
dem 25.Mai 2003.
mehr zur Restaurierung 2001-2003...
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5.
Der Altar und das Chorgestühl
Der spätgotische Schnitzaltar ist aus dem gesamten
Inventar der Kirche das berühmteste Stück. Er wurde aus
Holz gefertigt und besteht aus einem Mittelschrein und
je zwei Seitenflügeln an jeder Seite. Der geöffnete
Schrein war ursprünglich nach dem liturgischen Gebrauch
im Kirchenjahr nur an den hohen christlichen Festzeiten
zu sehen: Epiphanias, Ostern, Pfingsten und Weihnachten.
In der übrigen Zeit war er einfach geschlossen, in der
Karwoche völlig.
In
der Mitte des Schreins sehen wir Christus und Maria als
das erhöhte Königspaar, beide in den Farben rot, blau
und gold. Rot und blau sind die Farben für Erde und
Himmel, gold ist Ausdruck des Erfolges und Sieges. Schon
hier kommt zum Ausdruck, was die Gestaltung der Flügel
und die der Predella noch unterstreichen werden: Der
erhöhte Herr, Jesus Christus, herrscht über Himmel und
Erde. Seine linke Hand ruht auf einer Kugel: der Erde.
Die Zuordnung Marias zu ihm (Größe und Kronen gleich)
geht auf die Verehrung Marias als heilige Gottesmutter
zurück. Der Altar ist älter als die Reformation.
Unter
dem erhöhten Königspaar in der Mitte des Schreins ist
Christus als der Weltrichter dargestellt, der seine
Hände segnend über die Gemeinde hält, in seinen Händen
sind die Wundmale sichtbar, zu seinen beiden Seiten:
Maria und Johannes, als Fürsprecher für uns, die wir
einst vor ihm offenbar werden sollen.
Rechts und links des Schreins sind insgesamt 40 Figuren
angeordnet. Darunter sind einige der Apostel und Jünger
Jesu, Bischöfe, Märtyrer und Märtyrerinnen der ersten
nachchristlichen Jahrhunderte bis hin zum jüngsten aus
diesem Ensemble: dem Bischof Vincentius (oben rechts
neben Christus). Bild 7 Er lebte zur Zeit des
Gegenpapsttums im 14./15. Jahrhundert und starb im Jahre
1419. Hier ist ein unterer Entstehungszeitpunkt für den
Altar benannt; bis zu seiner Heiligsprechung verging
einige Zeit, die Reformation ist ein oberer Eckwert, so
dass mit Recht von der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
als Entstehungszeit auszugehen ist.
Der Rahmen dieser Darstellung erlaubt eine gründliche
Betrachtung der einzelnen Figuren nicht.
In
der Predella ist in der Mitte die Kreuzigung zu sehen
und zu beiden Seiten je drei Darstellungen der Passion.
Aus Größe und Zuordnung von Schrein (Herrlichkeit
Gottes) und Seitenflügeln (himmlischer Chor) und
Predella (Leiden Gottes) ist die theologische Aussage
abzuleiten, die der Altar zum Ausdruck bringt: Der
Apostel Paulus schreibt im Römerbrief im 8. Kapitel:
„Denn ich halte dafür, dass die Leiden der gegenwärtigen
Zeit in keinem Verhältnis stehen zu der künftigen
Herrlichkeit, die sich an uns offenbaren wird."
(Röm. 8,18)
Dieser Satz des Paulus könnte wie eine Überschrift für
den Altar gelten.
Die Innenseiten der Altarflügel enthalten 16 gemalte
Darstellungen mit Szenen aus dem Alten und Neuen
Testament. Dazu kommen 8 Bildnisse alttestamentlicher
Propheten.
In Gesamtausdruck und Machart zeigt der Flügelaltar nahe
Verwandtschaft zu dem des Güstrower Domes. Und in der
Tat könnten beide aus derselben Werkstatt stammen,
darüber jedoch ist wenig bekannt.
Das
Chorgestühl im Altarraum ist ebenso wie der Flügelaltar
in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden. Die
Perforationen der Rückwände sind an jedem Platz
verschieden, ihre Motive sehr reichhaltig.
An den Seitenwänden finden sich biblische (Weinstock und
Reben), politische (pommerscher Greif) wie klerikale
(Bischof) Motive. Dieses Gestühl war damals den
Ratsherren der Stadt als herausgehobener Platz (im
Altarraum!) vorbehalten. Die Sitzflächen waren
hochgeklappt, auf den großzügigen Armlehnen konnten sie
sich stehend mit den Ellenbogen aufstützen. Die Menschen
im Kirchenschiff standen! Wenn auch das Aufstützen nicht
mehr recht helfen wollte oder die Schmerzen in den Armen
unerträglich waren, wurden die Sitzflächen
heruntergeklappt und die Herrschaften konnten Platz
nehmen - Misericordias domini, die Barmherzigkeit Gottes
wurde so für manchen Ratsherren anschaulich. |
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6.
In ecclesia trybethowe. Heute

Heute leben in Altentreptow ca. 5200 Menschen. Die
Tendenz ist fallend, noch vor der Wende Anfang der 90er
Jahre waren es fast 9000 Einwohner. Es fehlte in den
1990er Jahren an Arbeits-
und Ausbildungsplätzen sowie an Infrastruktur, was
viele, besonders junge Menschen, zum Wegzug bewegte. Das
bleibt nicht ohne Folgen für die Kommune und die
Kirchengemeinde gleichermaßen. Von den 5200 Menschen
gehören rund 720 Menschen der Evangelischen Kirche an.
Das sind ungefähr 20 Prozent, was repräsentativ ist für
den
Pommerschen Evangelische Kirchenkreis mit
Bischofssitz in Greifswald, zu dem wir gehören.
Sonntäglich besuchen im Durchschnitt 50 Menschen
den Gottesdienst. Regelmäßig kommen verschiedene Kreise
in der Gemeinde und Chöre zusammen: Kinder, Jugendliche,
Erwachsene, Senioren - sie alle wollen ein Zuhause in
der Gemeinde finden.
Ganz unter dem Zeichen der Ökumene steht die Arbeit des
Kirchenchores, Christen aus der katholischen und der
evangelischen Gemeinde sind in ihm vereint. Ökumenisches
Denken bestimmt zunehmend weitere Bereiche des
kirchlichen Lebens: Gottesdienste, Feste oder Konzerte
werden gemeinsam gefeiert. Der Glaube an den einen Gott
hat uns auf einen guten Weg des Miteinanders geführt.
Die St.
Petri - Kirche ist für viele Menschen -auch
Nichtchristen -zu einem Identifikationspunkt geworden;
ihr schon von weitem sichtbarer Turm zeigt an:
Heimat. 
Diese
Sehnsucht hat auch im Inneren der Kirche ihren Ausdruck
gefunden. Beim Verlassen des Kirchenschiffes unter der
Orgelempore fällt der Blick auf die beiden Apostel
Petrus und Paulus, links und rechts über der Tür. Beide
Figuren wurden nach dem Krieg im Jahre 1952 von Max
Ücker aus Greifswald gestaltet.
Sie wollen ausdrücken, dass die Kirche über Jahrhunderte
hinweg Menschen Heimat war und den nach 1945 hierher
Gekommenen neue Heimat wurde.
Unterhalb des Altares steht ein Vers aus dem
Matthäus-Evangelium:
„Jesus Christus spricht: Kommt her zu mir alle, die ihr
mühselig und beladen seid,
ich will euch erquicken" (Mt. 11,28)
Diese
seine Einladung gilt uns allen. Gestern, heute und in
Ewigkeit. |
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